10.03.2012


Ich freue mich wirklich schon richtig (!) auf mein Zuhause. Natürlich ist das hier ein wundervolles Abenteuer, auf das ich mich über 2 lange Jahre abgöttisch gefreut habe. Ich bin sehr stolz darauf, diesen Schritt wirklich gegangen zu sein und den Mut gehabt zu haben, für ein Jahr alles Bekannte hinter sich zu lassen und in einer neuen Familie am anderen Ende der Welt zu leben.
Nicht vertrautes, alles neu! Vieles anders. Ein großes Gefühl von Unabhängigkeit, Freiheit, Selbständigkeit und Leichtigkeit.
Doch auch das völlige Fehlen von Vertrautheit, die mir jeden Tag mehr fehlt. Kein Mensch hier, denn ich vor dem 5. August 2011 kannte. Keine Freunde, die einen schon seit Schultagen kennen und mit denen ich gemeinsame Erinnerungen und furchtbar legendäre Momente teile. Keine Familie, zu der man sich wirklich 100% dazugehöhrig fühlt, die einen kennt und bei der ich einfach nur ich sein kann. Kein Bruder, keine Oma oder Opa, die ich schnell mal besuchen kann und die mir völlig selbstverständlich dieses wundervolle Gefühl von 'zuhause' geben. Nicht das eigene Haus / das eigene Zimmer, das wirklich mir gehört, sondern nur ein zeitlich begrenztes. Ein Bett, dass drei Au Pairs vor mir einen Schlafplatz darstelle und vielen weiteren nach mir. Mir fehlt mein Zimmer mit meinen Erinnerungen, mit der Deko die mir gefällt, dem Kleiderschrank den ich ausgesucht habe, den Fotos, die ich von meinen Freunden aufgenommen habe, die Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe und die gründe Wandfarbe, die mich jedesmal wieder glücklich macht, wenn ich sie sehe. Selbst meine Kleider fehlen mir so, was (eigentlich) lächerlich und so materialistisch ist. Doch ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr einem ein Lieblingskleid fehlen kann...
Ich sehne mich nach einem Tag ohne Verantwortung für Kinder, ein Frühstück ohne Geschrei, einmal wieder Ausschlafen und nicht nur bis 7.30 Uhr am Wochenende. Ich sehne mich danach, nur noch Erwachsene um mich zu haben und Kinderprobleme ("He said I'm a jerk...she said the f-word....he called me a fardhead) weit von mir zu schieben. 
Am 2. Juni verlasse ich meine Familie und fliege zu meinem Bruder nach Sydney. Ich freue mich jeden Tag ein Stückchen mehr, auch wenn ich weiß, dass ich zurück in Deutschland viele Dinge erst bewusst schätzen und vermissen werde. 
Wenn ich an die Dinge denke, die in Deutschland auf mich warten und noch vor mir liegen, kann ich den Juni kaum erwarten. Es geht nicht nur darum, die liebsten Menschen in meinem Leben wieder um mich zu haben oder meinen Schrank voller Klamotten. Ich freue mich unbeschreiblich sehr auch auf die Dinge, die für die Zukunft anstehen. Auf meinen neuen Job, der jetzt noch in den Sternen steht, auf meine erste eigene Wohnung, die ich hoffentlich sobald wie möglich beziehen kann und auf mein neues türkisblaues Fahrrad, dass mein Auto ersetzen muss. 
Noch 82 Tage bis ich Jörn sehe.
Noch 94 Tage bis ich meine Liebsten in Deutschland wieder sehe!
Seit 221 Tagen bin ich da.

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